Die rote Spur einer Ehe

Es hatte alles ganz unspektakulär begonnen. Hannes Schneider hatte auf einer Bank gesessen, vertieft in seine Lektüre, als sie plötzlich wie aus dem Nichts an ihm vorbei lief. Ihr langes, rotblondes Haar flog im Wechsel von rechts nach links und verband sich farblich fast mit der Sonne, die hoch am Firmament stand, so dass sie ihm wie eine Sonnenkönigin vorkam. Seine Aufmerksamkeit war sofort geweckt und er kam nicht umhin, ihr nach zu schauen.

A_Begegnung

Als hätte sie seine Blicke gespürt, blieb sie stehen, drehte sich langsam um, ging lächelnd auf ihn zu und ehe sich Hannes versah, wurde er in ein harmloses Gespräch verwickelt.

Die Mittagssonne verzog sich dezent und machte der beginnenden Abenddämmerung Platz. Hannes klebte förmlich an den Lippen seiner charmanten Gesprächspartnerin. Ihren klangvollen Namen, Marlene de Lübbel, ließ er sich genüsslich auf der Zunge zergehen, als würde er zart schmelzenden, süßen Honig kosten.

Im Laufe des Abends erfuhr er, dass sie sich für Sport begeisterte und einen Sinn für Humor hatte. Alles an ihr löste in Hannes ein totales Entzücken aus.

Nach dieser schicksalhaften Begegnung verabredete Hannes sich weiterhin mit Marlene zu einigen romantischen Dates. Hand in Hand schlenderte er mit ihr durch die schöne Altstadt oder stibitzte ihr manchmal den einen oder anderen kleinen Stern am Himmel.

Seiner Arbeit, Möbel zu bauen, ging er weiterhin sehr gewissenhaft nach. Schließlich war es eine Familientradition und der Name Schneider&Schneider hatte sich einen guten Namen gemacht. Die Freude, Marlene öfter sehen zu können, ließ ihm die Arbeit fast schwerelos von der Hand gehen und so lächelte er in sich hinein, als sie zustimmte, ihn am Abend in Ava’s romantischen Cafe zu treffen.

Hannes erschien pünktlich und gewissenhaft wie er war, sogar noch ein wenig vor der verabredeten Zeit und ließ sich einen Tisch zuweisen. Und während er einen Blick auf die Karte warf, kreisten seine Gedanken unaufhörlich um sie. Doch Marlene ließ sich nicht blicken. Und über ihr Handy erreichte er sie auch nicht.

Mittlerweile hatte er seinen Kaffee schwindlig gerührt und dieser schwappte, inzwischen kalt geworden, ein wenig auf die schöne Tischdecke über. Er nahm einen Schluck und versuchte, sich abzulenken, indem er seine Tageszeitung las, oder besser gesagt, so tat als ob. Nie wäre er auf den Gedanken gekommen, sich mehrere Getränke innerhalb von zwei Stunden zu bestellen, da er es als unnötige Geldausgabe betrachtet hätte. Langsam wurde er ein wenig missmutig und überlegte schon zu gehen, als plötzlich ein elektrisches Knistern in der Luft lag.

Er schaute auf und erblickte sie in der Türe. Wunderschön! Sein Blick heftete sich an ihr Lächeln und ließ sie nicht los. Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte er, dass sich auch die anderen Gäste sofort nach ihr umschauten.

Als sie dann auf ihn zuging und sich zu ihm setzte, war Hannes mit Stolz erfüllt. Die anderen Anwesenden waren nur Zaungäste. Aber er war der Mann an der Seite dieses schönen und anmutigen Geschöpfes.

image-323353-219b1703

 @Stern der Nacht